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TV-People






 

Es war Sonntagabend, als die TV-PEOPLE in mein Zimmer kamen. Es war Frühling. Zumindest glaube ich, dass es Frühling war. Wie dem auch sei, es war weder eine besonders warme noch eine besonders kalte Jahreszeit.

Aber ehrlich gesagt, spielt hier die Jahreszeit keine große Rolle. Wichtig ist, dass es Sonntagabend war.

Ich mag Sonnragabende nicht. Beziehungsweise mag ich all das nicht, was damit verbunden ist, diesen sinntagabendlichen Zustand.

Wenn Sonntagabende näher rücken, bekomme ich regelmäßig Kopfschmerzen. Manchmal schlimmer, manchmal weniger schlimm. Auf jeden Fall habe ich Kopfschmerzen. Ein oder einen halb Zentimeter hinter meinen Schläfen krampfen sich weiche weiße Klumpen seltsam zusammen. Es ist ein Gefühl, als hielte jemand weit hinten die Enden unsichtbarer Fäden, die aus der Mitte dieser Klumpen, dass es besonders weh täte. Eigentlich müsste es weh tun, aber komischerweise tut es das nicht. Es ist, als man langsam lange Nadeln in betäubte Körperregionen.

Und ich höre Geräusche, eher ein vom dichten Schweigen in der Finsternis erzeugtes Knirschen, Kkruuzshaaaatar kruuzscaaaaaatar tststststsskruuzmmms, macht es. Das ist das erste Anzeichen. Zuerst kommen die Kopfschmerzen, dann folgt eine leichte Verzerrung der optischen Wahrnehmung. Wie wild durcheinander wirbelnde Fluten ziehen Ahnungen Erinnerungen nach sich, und Erinnerungen Ahnungen. Ein weißer Mond, einer glänzenden Rasierklinge gleich, steigt am Himmel auf, und in der dunklen Erde schlagen Zweifel ihre Wurzeln. Menschen laufen absichtlich laut den Gang entlang, als wollen sie mich ärgern. Kaarspamk dap kaarspamk dap kaarspamk dap, hallt es.

Deswegen kamen die TV-PEOPLE am Sonntagabend in mein Zimmer. Wie eine schwermütige Stimmung oder ein verschwiegen geräuschloser regen drangen sie in die Dämmerung der Zeit.

 

Zuerst sollte ich das Aussehen der TV-PEOPLE beschreiben. Die TV-PEOPLE sind etwas kleiner als Sie und ich. Nicht auffallend klein, nur etwas kleiner eben. Ungefähr, sagen wir, zwanzig oder dreißig Prozent. Jeder einzelne Teil ihres Körpers ist entsprechend kleiner. Terminologisch sollte man daher vielleicht eher von „geschrumpft“ als von „klein“ sprechen.

Wenn Sie den TV-PEOPLE irgendwo begegnen, fällt es Ihnen möglicherweise zuerst gar nicht auf, dass sie kleiner sind. Trotzdem haben Sie wahrscheinlich ein seltsames Gefühl. Man könnte es auch Unbehagen nennen. Irgend etwas ist komisch, denken Sie unweigerlich. Und dann sehen Sie vielleicht noch einmal genauer hin. Auf den ersten Blick ist nichts Unnatürliches an ihnen, aber gerade das ist unnatürlich. Die Kleinheit der TV-PEOPLE unterscheidet sich nämlich vollkommen von der von Kindern oder Zwergen. Wenn eir Kinder oder Zwerge sehen, empfinden wir sie als „klein“, aber diese sinnliche Wahrnehmung beruht in den meisten Fällen auf der Unausgewogenheit ihrer gestalt. Sie sind zwar klein, doch ist nicht alles gleichermaßen klein. Sie haben kleine Hände, aber einen großen Kopf. Das ist normal. Die Kleinheit der TV-PEOPLE hingegen ist vollkommen anders. Bei den TV-PEOPLE scheint es, als habe man verkleinerte Kopien angefertigt, alles ist ganz mechanisch und regelmäßig kleiner. Ist die Körpergröße um dreißig Prozent reduziert, so ist auch die Breite ihrer Schultern um dreißig Prozent reduziert. Das gleiche gilt für ihre Füße, ihren Kopf, ihre Ohren und ihre Finger. Sie wirken wie exakte Plastikmodelle, bloß etwas kleiner.

Man könnte auch sagen, dass sie wie perspektivische Modelle aussehen. Obwohl sie direkt vor einem stehen, scheinen sie weiter weg zu sein. Wie in einem Trompe-l’œil-Gemälde ist die Oberfläche verzerrt und gewellt. Man meint, etwas berühren zu können, doch es ist unerreichbar, das aber, was unerreichbar scheint, lässt sich mit den Häberühren.

Das sind die TV-PEOPLE

Das sind die TV-PEOPLE

Das sind die TV-PEOPLE

Das sind die TV-PEOPLE

 

Ingesamt waren es drei Personen. Sie klopften nicht an und klingelten nicht an der Tür. Sie sagten auch nicht Guten Tag. Sie traten einfach leise ins Zimmer. Ich vernahm keine Schritte. Einer machte die Tür auf, und die anderen beiden trugen den Fernseher herein. Es war kein besonders großer Fernseher. Eher ein ganz normaler Sony-Farbfernseher. Ich glaubte, die Tür war verschlossen, aber ich bin mir nicht sicher. Vielleicht hatte ich auch vergessen, sie abzuschließen. Ich kümmerte damals nicht so sehr darum und kann es daher nicht mit Sicherheit sagen. Zumindest aber glaube ich, dass die Tür abgeschlossen war.

Als sie hereinkamen, lag ich auf dem Sofa und starrte geistesabwesend an die Decke. Ich war allein zu Hause. Meine Frau hatte sich an diesem Nachmittag mit ein paar Freundinnen aus der Oberschulzeit verabredet. Sie wollten zusammen reden und später in irgendeinem Restaurant zu Abend essen. „Machst du dir selbst etwas zu essen?“ fragte meine Frau, bevor sie ging.

„Im Kühlschrank gibt es noch Gemüse, Tiefkühlkost und andere Dinge. Das schaffst du doch? Und nimm die Wäsche ab, bevor es dunkel wird.“

„In Ordnung“, sagte ich. Das macht mir gar nichts. Bloß Abendessen. Bloß die Wäsche. Ist doch eine Kleinigkeit. Das mache ich mit links. Saryutststsbukruuuts.

„Hast du was gesagt?“

„Nein, nichts“, antwortete ich.

Den Nachmittag faulenzte ich auf dem Sofa herum. Ich hatte nichts Besseres zu tun. Ich las ein bisschen in dem neuen Roman von García Márquez und hörte etwas Musik. Ich trank ein Bier. Aber ich konnte mich auf nichts richtig konzentrieren. Ich ging ins bett und wollte schlafen. Aber auch darauf konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich legte mich aufs Sofa und starrte an die Decke.

Meine Sonntagnachmittage vergehen damit, dass ich von allem etwas mache. Was ich auch anfange, ich mache es nur halb. Es gelings mir nicht, mich auf irgend etwas zu konzentrieren. Morgens stehe ich ganz zuversichtlich auf. Heute werde ich dieses Buch lesen, diese Platten hören und diese Briefe beantworten. Ich werde die Schreibtischschublade aufräumen, alle notwendigen Einkäufe erledigen und endlich das Auto waschen. Aber die Uhr zeigt zwei, sie zeigt drei, es wird langsam Abend, und alles wird hinfällig. Schließlich lege ich mich aufs Sofa und bin vollkommen ratlos. Ich höre die Uhr in meinen Ohren ticken. Tarupp ku schaus taruoo ku schaus. Wie Regentropfen höhlt das Geräusch nach und nach alles aus. Tarupp ku schaus taruoo ku schaus. An Sonntagnachmittagen nutzt sich alles ab, alles schrumpft. So wie die TV-PEOPLE.

 

Die TV-PEOPLE ignorierten mich von Anfang an. Alle drei hatten einen Ausdruck im Gesicht, als gäbe es mich nicht. Sie öffneten die Tür und trugen den Fernseher herein. Zwei stellten den Fernseher auf die Kommode, der dritte steckte den Stecker in die Steckdose. Auf der Kommode befanden sich eine Tischuhr und ein Stapel Zeitschriften. Die Uhr war ein Hochzeitsgeschenk von Freunden. Sie ist kolossal groß und schwer – groß und schwer wie die Zeit selbst – und laut. Tarupp ku schaus taruoo ku schaus schallt es durchs Zimmer. Die TV-PEOPLE nahmen sie von der Kommode und stellten sie auf den Boden. Meine Frau wird sicher wütend, dachte ich. Sie haßt es, wenn etwas ohne ihre Erlaubnis umgestellt wird. Wenn die dinge nicht an ihrem richtigen Platz stehen, kann sie ungenießbar werden. Abgesehen davon stolpere ich bestimmt über die Uhr, wenn sie auf dem Boden steht. Halb im Schlaf stolpere ich und falle über alles, was mir im Weg steht.

Als nächstes nahmen die TV-PEOPLE die Zeitschriften von der Kommode und legten sie auf den Tisch. Die Zeitschriften gehörten meiner Frau. (Ich selbst lese kaum Zeitschriften. Ich lese Bücher. Ich persönlich hätte auch nichts dagegen, wenn alle Zeitschriften der Welt pleite gingen.) Zeitschriften wie Elle oder Marie Claire oder Unser Zuhause. Diese Zeitschriften lagen fein säuberlich aufgestapelt auf der Kommode. Meine Frau mag es nicht, wenn ich ihre Zeitschriften anfasse. Hat sich die Ordnung des Stapels verändert, endet in einem großen Geschrei. Daher rühre ich die Zeitschriften meiner Frau nie an. Ich habe noch nicht einmal in ihnen geblättert.

Die TV-PEOPLE kümmert das jedoch nicht, sie räumen die Zeitschriften einfach herunter. Sie haben keinen Sinn dafür, Zeitschriften sorgfältig zu behandeln. Sie nehmen sie einfach von der Kommode und legen sie an irgendeinen Platz. Dabei bringen sie die Reihenfolge durcheinander. Marie Claire liegt jetzt über Croissant und Unser Zuhause unter An-An. Das ist unverzeihlich. Außerdem lassen sie die Lesezeichen, die meine Frau in einige Zeitschriften gesteckt hat, kreuz und quer auf den Boden fallen. Die Lesezeichen markieren Seiten mit wichtigen Informationen für meine Frau. Ich habe keine Ahnung, was das für Informationen und wie wichtig sie sind – vielleicht haben sie mit ihrer Arbeit zu tun, vielleicht sind sie auch nur von privater Bedeutung –, aber auf jeden fall sind es wichtige Informationen für meine Frau.

Sie wird sich bestimmt aufregen, dachte ich. „Da gehe ich einmal mit meinen Freundinnen aus und komme gutgelaunt wieder, und schon ist das ganze Haus ein einziges Chaos“, so was in der Aret wird sie sagen. Ich konnte mir ihre Predigt schon Wort für Wort vorstellen. Großartig, dachte ich und schüttelte den Kopf.

(Haruki Murakami)







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