Mobbing.Wie Kinder zu Opfern werden. Was Eltern und Lehrer unternehmen können?
Der Begriff „Mobbing“ bezeichnet eine Art des Psychoterrors, also einen systematischen Prozess, Ausgrenzung und schwerwiegende Erniedrigung eines anderen Menschen, die von einer oder mehreren Personen fortwä hrend betrieben werden. In deutschen Schulen werden tä glich Tausende Jungen und Mä dchen von Klassenkameraden geschnitten, gehä nselt, geschlagen sowie persö nlich oder ü ber Mobiltelefone und Internet-Portale beschimpft, gedemü tigt, bedroht. Mobbing ist an Schulen „ein ernst zu nehmendes Problem". Wer permanent gemobbt wird, zweifelt irgendwann an sich selbst! Nicht nur die Opfer sind mit solchen Situationen ü berfordert. Auch Lehrer und Eltern wissen meist nicht, was sie tun sollen. Die einen schwanken zwischen Hilflosigkeit und Ignoranz, die anderen reagieren mit Resignation oder Wut und Aktionismus. Hä ufig entsteht dann Streit zwischen Eltern und Verantwortlichen der Schule, was den Druck auf die betroffenen Kinder weiter erhö ht. Woran erkennen Eltern, dass ihr Kind gemobbt wird? Die Gefahr ist sehr groß, wenn der Nachwuchs folgende Verhaltensweisen zeigt: Er klagt, dass niemand ihn mag, er gehä nselt oder ausgelacht wird. Er verliert angeblich hä ufig persö nliche Dinge wie Kleidungsstü cke und Schulsachen oder kommt mit kaputten Sachen nach Hause. Fü r Verletzungen, Schü rfwunden oder blaue Flecke schiebt das Kind fadenscheinige Erklä rungen vor. Es geht nicht mehr gern zur Schule, mö chte begleitet werden. Es schlä ft oder isst schlecht, klagt ü ber Kopf- oder Bauchschmerzen. Es hat keine Freunde an der Schule, wird nicht eingeladen bzw. lä dt niemanden ein. Die schulischen Leistungen sinken plö tzlich ab. Eltern mü ssen zuerst die Situation erkennen und verstehen. Sie mü ssen mit dem Kind besprechen, wer die Mobber und ihre Unterstü tzer sind, seit wann die Schikanen laufen. Erst danach sollten sie mit dem Klassenlehrer sprechen. Lehrer sollten mit dem Mobber reden, ihn dabei aber nicht gleich niedermachen, sondern ihm erklä ren, was seine Taten bewirken. Sie mü ssen ihn dazu bringen, Verantwortung zu ü bernehmen. Der Lehrer sollte auch die Klasse ins Gesprä ch einbeziehen und in Rollenspielen brenzlige Situationen durchgehen. Die Klasse berä t, wie sich die Beteiligten verhalten sollten. Wichtig: Das echte Opfer darf dabei nicht das Opfer spielen. Der Lehrer sollte Stunden einfü hren, in denen Schü ler Schulalltagskonflikte besprechen und aufarbeiten. Es bietet sich auch eine Toleranz-Erziehung durch. Gruppenarbeit oder Projekte an, die Empathie und Mitgefü hl stä rken sollen. Der Lehrer muss deutlich machen, dass er schon bei kleinen Vergehen wie Beschimpfungen einschreitet und Sanktionen verhä ngt. So kann er die Schü ler dafü r sensibilisieren, schon bei kleinen Mobbing-Attacken gegenzusteuern.Wenn alle Gesprä che nicht fruchten, ist ein Schulwechsel die einzige Alternative. Eltern sollten das allerdings mit ihrem Kind und der Schulleitung abstimmen.Experten schä tzen, dass etwa 20 % der jä hrlichen Selbstmordfä lle durch Mobbing ausgelö st werden. Mobbing in der Schule kann also sehr negative Folgen fü r den weiteren Lebensweg der betroffenen Schü ler(innen) haben, nicht nur fü r die Opfer, sondern auch fü r die Tä ter. Hä ufig kommt es vor, dass die Tä ter noch unbeliebter in der Gemeinschaft sind als die Opfer, dass nur die Angst vor ihnen den Ausschluss aus der Gruppe verhindert.
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