Er nahm sein Glas und bedeutete den anderen, es ihm nachzutun.
Der Nachmittag war warm gewesen. Liesel zuckte angesichts der Kälte des Glases leicht zusammen. Sie schaute Papa an, der ermutigend nickte, grinste und sagte:»Prost, Mädel!«Ihre Gläser stießen klingend aneinander, und in dem Moment, in dem Liesel das Glas an den Mund hob, wurde sie von dem spritzigen, widerlich süßlichen Geschmack des Champagners gebissen. Reflexartig spuckte sie das Zeug direkt auf den Kittel ihres Papas, wo die Flüssigkeit schäumte und tropfte. Gelächter brauste auf, und Hans forderte sie auf, es noch einmal zu versuchen. Diesmal konnte sie schlucken und den Geschmack einer ruhmreich gebrochenen Regel genießen. Es fühlte sich großartig an. Die Bläschen auf ihrer Zunge, die noch in ihrem Bauch kitzelten. Sogar als sie sich auf den Weg machten, konnte sie noch immer das Kribbeln in ihrem Innern spüren. Papa, der den Karren zog, erzählte ihr, dass die Leute behauptet hätten, kein Geld zu haben.»Und da hast du Champagner verlangt?« »Warum nicht?«Er schaute sie über den Karren hinweg an, und seine Augen waren noch nie so silbrig gewesen.»Ich wollte nicht, dass du denkst, Champagnerflaschen sind nur dazu da, dass man Farbklumpen damit platt rollt.«Er warnte sie:»Erzähl bloß Mama nichts davon, hörst du?« »Darf ich es Max erzählen?«»Sicher, Max darfst du es sagen.« Als sie im Keller saß und über ihr Leben schrieb, schwor sich Liesel, dass sie nie wieder Champagner trinken würde, denn er würde nie wieder so gut schmecken wie an jenem Nachmittag.
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