Es dauerte eine gute Minute, ehe Liesel sich zum Gehen wenden konnte.
Sie lächelte die Treppenstufen an. DER KÄMPFER BETRITT DEN RING Szenenwechsel. Wir haben es uns bislang zu leicht gemacht, ihr und ich, meint ihr nicht auch? Wie wäre es, wenn wir Molching für eine Weile den Rücken kehrten? Es wird uns guttun. Außerdem ist es wichtig für die Geschichte. Wir werden ein wenig miteinander gehen, zu einem geheimen Vorratsraum, und wir werden sehen, was wir sehen werden. EINE FÜHRUNG DURCH DAS LEIDEN Links von euch, vielleicht auch rechts, vielleicht direkt vor euch entdeckt ihr einen kleinen schwarzen Raum. Darin sitzt ein Jude. Er ist Abschaum. Er ist am Verhungern. Er ist voller Furcht. Bitte, schaut nicht weg. Ein paar hundert Kilometer nordwestlich, in Stuttgart, weit weg von Bücherdiebinnen, Bürgermeistergattinnen und der Himmelstraße, saß ein Mann im Dunkeln. Es war der beste Ort, entschied er. In der Dunkelheit ist es schwerer, einen Juden zu finden. Er saß auf einem Koffer und wartete. Wie viele Tage waren es jetzt schon? Wochen, so kam es ihm vor - seit Wochen hatte er nur den fauligen Geschmack seines eigenen hungrigen Atems zu sich genommen, und immer noch: nichts. Gelegentlich wanderten Stimmen vorbei, und manchmal sehnte er sich danach, dass sie an die Tür klopften, sie öffneten und ihn herauszerrten, ins unerträgliche Licht. Im Augenblick blieb ihm nichts weiter, als auf seinem Koffersofa zu sitzen, mit den Händen unter dem Kinn, die Ellbogen in die Oberschenkel gebohrt. Da war der Schlaf, der hungervolle Schlaf, der Missmut über den Halbschlaf und die Bestrafung des Bodens. Achte nicht auf die juckenden Füße.
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