Er leckte es ab, und es schmeckte gut.
Nicht viele Leute aus seiner Nachbarschaft waren Kämpfer, und wenn doch, so kämpften sie nicht mit ihren Fäusten. In jenen Tagen sagte man, dass ein Jude es vorzog, einfach dazustehen und alles einzustecken, die Schimpfworte zu überhören und sich still und leise nach oben zu arbeiten. Offenbar waren nicht alle Juden gleich. Er war fast zwei Jahre alt, als sein Vater starb, als er auf einem grasbewachsenen Hügel in Stücke geschossen wurde. Als er neun war, war seine Mutter bankrott. Sie verkaufte die Musikschule, in der sie gleichzeitig wohnten, und zog mit ihrem Sohn ins Haus des Onkels. Dort wuchs er mit sechs Vettern auf, die ihn ärgerten, verprügelten und liebten. Die Prügeleien mit Isaak, dem Ältesten, waren das frühe Training für seine späteren Faustkämpfe. Er wurde beinahe jeden Abend verdroschen. Mit dreizehn traf ihn die nächste Tragödie: Sein Onkel starb. Sein Onkel entsprach, anders als Max, dem Klischee: Er war kein Heißsporn, sondern ein stiller Mensch, der hart arbeitete und wenig verdiente. Er war in sich gekehrt und opferte sich für seine Familie auf. Er starb an etwas, das in seinem Bauch wucherte. Etwas wie eine giftige Kegelkugel. Wie so oft in solchen Fällen, stand die Familie um das Bett herum und schaute zu, wie er kapitulierte. Zwischen Traurigkeit und Verlustgefühl war Max Vandenburg, der jetzt ein Jugendlicher mit harten Händen, blau geschlagenen Augen und einem entzündeten Zahn war, auch ein wenig enttäuscht. Sogar verstimmt. Er sah seinen Onkel langsam in dem Bett versinken und schwor sich, dass er nicht so sterben würde.
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