Der hochgewachsene Anstreicher winkte ab und ging weiter.
Die Jahre vergingen, und die Juden wurden nach Belieben im ganzen Land terrorisiert. Im Frühjahr 1937 hätte Hans Hubermann beinahe Schande über sich gebracht und nachgegeben. Er stellte einige Erkundigungen an und gab seinen Antrag auf Aufnahme in die Partei ab. Sein Antragsformular lag bereits im Parteibüro in der Münchener Straße, da wurde er Zeuge, wie vier Männer Steine in das Schaufenster eines Bekleidungsgeschäftes warfen, das einem gewissen Kleinmann gehörte. Er führte einen der wenigen jüdischen Läden, die in Molching noch geöffnet hatten. Im Verkaufsraum stotterte ein schmächtiger Mann vor sich hin und lief knirschend über zerbrochenes Glas, während er aufräumte. Ein senffarbener Stern war auf die Tür geschmiert worden. In schlampigen Buchstaben standen die Worte»Jüdischer Abschaum«darüber geschrieben. Die hektischen Bewegungen im Innern des Ladens verlangsamten sich zu einem verdrießlichen Schlurfen und verharrten dann gänzlich. Hans kam näher und steckte den Kopf zur Tür herein.»Brauchst du Hilfe?« Herr Kleinmann schaute auf. Ein Besen hing nutzlos in seiner Hand.»Nein, Hans. Bitte. Geh weg.« Hans hatte im vorigen Jahr Joel Kleinmanns Haus neu angestrichen. Er erinnerte sich an die drei Kinder. Er sah ihre Gesichter vor sich, konnte sich aber nicht an die Namen erinnern. »Ich komme morgen vorbei«, sagte er,»und streiche dir die Tür neu an.«Was er tat.
|