Voller Blut und Gewalt - aber auch voller Geschichten, die genauso schwer zu begreifen sind»Es stimmt«, murmelt so mancher.»Es ist mir egal, ob du mir glaubst oder nicht. Es war dieser Fuchs, der mir das Leben rettete.«Oder:»Rechts und links von mir krepierten sie, und ich blieb stehen. Ich bekam als Einziger keine Kugel zwischen die Augen. Warum ich? Warum ich und nicht sie?«
Hans Hubermanns Geschichte war diesen nicht unähnlich. Als ich sie mir in den Worten der Bücherdiebin zu Gemüte führte, wurde mir klar, dass Hans und ich in dieser Zeit ein paar Mal aneinander vorbeigegangen waren, aber von Angesicht zu Angesicht getroffen hatten wir uns nie. Ich selbst hatte damals viel zu tun. Was Hans betrifft, so denke ich, dass er sein Möglichstes tat, um mir aus dem Weg zu gehen.
Als ich mich das erste Mal in seiner Nähe befand, war Hans zweiundzwanzig Jahre alt und kämpfte in Frankreich. Die Mehrzahl der jungen Männer in seiner Einheit war begierig auf die Schlacht. Hans war unsicher. Ich hatte ein paar von ihnen unterwegs aufgelesen, kann aber guten Gewissens sagen, dass ich Hans Hubermann niemals zu nahe kam. Er hatte entweder zu viel Glück, oder er verdiente es zu leben. Oder er hatte einen guten Grund, am Leben zu hängen.
In der Armee fiel er nicht auf, weder positiv noch negativ. Er konnte mittelmäßig schnell laufen, mittelmäßig klettern, und er schoss gerade anständig genug, um seine Vorgesetzten nicht zu empören. Aber er war auch nicht so gut, dass er zu den Auserwählten gehört hätte, die mir an vorderster Front direkt in die Arme liefen.