An diesem Tag zog er nicht in die Schlacht.
Das hatte er Erik Vandenburg zu verdanken. Oder genauer gesagt Erik Vandenburg und der Zahnbürste des Feldwebels. An diesem Morgen, kurz bevor sie ausrücken mussten, trat Feldwebel Stephan Schneider in die Unterkunft und ließ die Soldaten strammstehen. Er war beliebt bei den Männern, denn er besaß Sinn für Humor und für Streiche, wurde aber besonders geschätzt, weil er niemals jemandem in eine Schlacht folgte. Er ging stets voran. Manchmal kam er in das Quartier der Männer und stellte Fragen wie»Wer kommt aus Pasing?«oder»Wer kann gut rechnen?«oder, an jenem schicksalhaften Morgen:»Wer von euch hat eine schöne Handschrift?« Niemand meldete sich mehr freiwillig, seit er beim ersten Mal, als sich ein eifriger junger Soldat namens Philipp Schlink stolz gemeldet und gesagt hatte:»Ich komme aus Pasing!«, den armen Tropf dazu verdonnert hatte, das Scheißhaus mit einer Zahnbürste zu schrubben. Ihr könnt euch sicher vorstellen, warum niemand die Hand hob, als der Feldwebel nach einem Schönschreiber verlangte. Die Soldaten dachten, dass sie sich möglicherweise einer gründlichen Hygieneinspektion unterziehen oder die dreckverkrusteten Stiefel irgendeines Leutnants putzen müssten. »Also bitte«, tadelte Schneider seine Männer. Sein Haar war mit jeder Menge Pomade am Kopf angeklebt und glänzte, wobei wie üblich an seinem Scheitel eine kleine Haarsträhne wachsam in die Höhe ragte.»Wenigstens einer von euch Mistkerlen ist doch bestimmt in der Lage, anständig zu schreiben.« In der Ferne ertönte Kanonendonner. Das führte zu einer leichten Unruhe. »Hört zu«, sagte Schneider,»diesmal ist es anders. Es wird den ganzen Morgen dauern, wenn nicht länger.«Er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.»Schlink hat das Scheißhaus geschrubbt, während ihr anderen Karten gespielt habt. Aber diesmal geht ihr da raus.«
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