In ihrer Hand versteifte sich Der Pfeifer.
»Sie geben mir also das Buch«, sagte das Mädchen,»aus Mitleid - damit sie sich besser fühlen...«Der Umstand, dass ihr das Buch schon früher angeboten worden war, spielte an diesem Tag keine Rolle. Sie machte auf dem Absatz kehrt und marschierte wieder zur Großen Straße, wie sie es schon einmal getan hatte. Die Versuchung zu rennen war riesengroß, aber sie hielt sich zurück, sparte ihre Kraft für die Worte. Als sie dort ankam, war sie enttäuscht, dass der Bürgermeister nicht zu Hause war. Kein Wagen war hübsch ordentlich am Straßenrand abgestellt, was andererseits vielleicht ganz gut war. Wäre er da gewesen, hätte sie nicht gewusst, was sie in diesem Augenblick, in dem es um Reich gegen Arm ging, mit dem Auto angestellt hätte. Zwei Stufen auf einmal nehmend, sprang sie zur Tür und hämmerte so fest dagegen, dass ihr die Hand wehtat. Sie genoss die kleinen Schmerzfragmente. Ganz offensichtlich war die Bürgermeistergattin entsetzt, sie wiederzusehen. Ihr fusseliges Haar war feucht, und ihre Falten weiteten sich, als sie die unverkennbare Wut auf Liesels sonst so duldsam blassem Gesicht sah. Sie öffnete den Mund, aber kein Ton kam heraus, was ganz praktisch war, weil Liesel das Reden für sich beanspruchte. »Sie glauben wohl«, sagte sie,»dass Sie mich mit diesem Buch kaufen können, was?«Ihre Stimme war zwar zittrig, aber sie zerrte am Hals der Frau. Der schimmernde Zorn war dick und zermürbend, aber sie kämpfte sich hindurch. Sie kämpfte sich noch höher hinauf, bis zu einem Punkt, an dem sie sich die Tränen aus den Augen wischen musste.»Sie geben mir dieses saumäßige Buch und denken, dass dann alles gut wird, wenn ich hingehen und meiner Mama sagen muss, dass wir gerade unseren letzten Kunden verloren haben. Während Sie hier in Ihrem großen Haus hocken.« Die Arme der Bürgermeistergattin.
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