EINE ADDITION
das Wort»Kommunist«+ ein großes Freudenfeuer + eine Sammlung von toten Briefen + das Leid ihrer Mutter + der Tod ihres Bruders = der Führer Der Führer. Er war also das»sie«, über das Hans und Rosa Hubermann an jenem Abend sprachen, als sie das erste Mal an ihre Mutter geschrieben hatte. Sie wusste die Antwort bereits, aber sie musste die Frage dennoch stellen. »Ist meine Mutter ein Kommunist?«Augen geradeaus.»Sie haben sie immer Sachen gefragt, bevor ich hierherkam.« Hans rückte ein bisschen nach vorn und erbaute das Fundament einer Lüge.»Ich weiß nicht, ich habe deine Mutter nicht kennengelernt.« »Hat der Führer sie geholt?« Die Frage überraschte sie beide, und sie zwang Papa auf die Füße. Er schaute auf die Männer mit den braunen Hemden, die den Ascheberg mit Schaufeln bearbeiteten. Er hörte, wie sie in ihn hineinhackten. Eine weitere Lüge erwuchs in seinem Mund, aber es war ihm nicht möglich, sie hinauszulassen. Er sagte:»Das kann schon sein, ja.« »Ich wusste es.«Die Worte wurden auf die Stufen geschleudert, und Liesel spürte, wie ein Brei aus Wut heiß in ihrem Bauch brodelte.»Ich hasse den Führer«, sagte sie.»Ich hasse ihn.« Und Hans Hubermann? Was sagte er? Was tat er? Beugte er sich hinunter und umarmte seine Pflegetochter, wie er es gerne getan hätte? Erklärte er ihr, dass es ihm leid tat, was passiert war?
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