Nicht im Mindesten.
Er kniff die Augen zusammen. Dann öffnete er sie. Und schlug Liesel Meminger mitten ins Gesicht. »Sag das nie wieder!«Seine Stimme war leise, aber scharf. Das zitternde Mädchen sackte auf den Stufen zusammen, und er setzte sich neben sie und verbarg sein Gesicht in den Händen. Es wäre leicht zu behaupten, dass er nur ein großer Mann war, der ungelenk und erschüttert auf den Stufen unterhalb einer Kirche saß, aber so war es nicht. Damals hatte Liesel keine Ahnung, dass ihr Pflegevater Hans Hubermann sich dem gefährlichsten Dilemma gegenübersah, das einem deutschen Bürger begegnen konnte. Nicht nur das - er trug dieses Dilemma schon seit fast einem Jahr mit sich herum. »Papa?« Die Überraschung in ihrer Stimme wollte sie vorantreiben, aber gleichzeitig wurde sie davon gelähmt. Sie wollte rennen, aber sie konnte nicht. Sie ertrug es, wenn sie von Nonnen und von Rosa geohrfeigt wurde, aber eine Watschen von Papa tat ungleich mehr weh. Seine Hände hatten sein Gesicht losgelassen, und er fand die Entschlossenheit, erneut zu sprechen. »Das kannst du bei uns daheim sagen«, flüsterte er und schaute mit ernstem Blick auf Liesels Wange.»Aber sag es niemals auf der Straße, in der Schule oder beim JM. Niemals!«Er stellte sich vor sie hin, presste ihr mit seinen Händen die Oberarme an den Körper und hob sie hoch. Er schüttelte sie.»Hast du mich verstanden?«
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