Papa rief Rosa herbei.
Wie üblich wurde ihm aus der Ferne ihre Stimme entgegengeschleudert.»Was ist, Saukerl?«»Komm mal bitte her.« Als seine Frau erschien, riskierte Hans Hubermann Kopf und Kragen und zielte mit einem vollkommen runden Schneeball auf sie. Er verfehlte sie um Haaresbreite, und das Wurfgeschoss löste sich auf, als es auf die Wand traf. Mama hatte nun einen Grund, lange und ausgiebig zu fluchen, ohne Atem zu holen. Nachdem sie sich wieder erholt hatte, half sie den anderen. Sie holte sogar Knöpfe für die Augen und die Nase und etwas Schnur für ein Schneemann-Lächeln. Selbst ein Schal und ein Hut wurden herbeigezaubert für den Schneemann, der gerade mal sechzig Zentimeter hoch war. »Ein Zwerg«, sagte Max. »Was machen wir, wenn er schmilzt?«, fragte Liesel. Rosa hatte die Antwort parat.»Dann wischst du hier auf, Saumensch, aber dalli!« Papa schüttelte den Kopf.»Der schmilzt nicht.«Er rieb sich die Hände und blies dagegen.»Hier unten ist es eiskalt.« Doch die Schmelze setzte ein - allerdings im Innern der vier Menschen. Der Schneemann stand unverändert da. Es war wohl das Letzte, was sie vor sich sahen, als sie an diesem Weihnachtsabend einschliefen. Das Akkordeon war in ihren Ohren, der Schneemann in ihren Augen, und Liesels Gedanken galten den letzten Worten von Max, ehe sie ihn am Kamin zurückließ und in ihr Zimmer ging.
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