Dann die Wolke.
Wie schenkt man jemandem ein Stück Himmel? Ende Februar stand sie in der Münchener Straße und betrachtete eine einzige riesige Wolke, die wie ein weißes Ungeheuer über die Hügel gezogen kam. Sie stieg die Berge empor. Die Sonne wurde ausgelöscht, und an ihrer Stelle blickte ein weißes Biest mit einem grauen Herzen auf die Stadt nieder. »Schau dir das mal an«, sagte sie zu Papa. Er hob den Kopf und sprach das Offensichtliche aus:»Du solltest sie Max schenken, Liesel. Vielleicht kannst du sie auf den Nachttisch legen, wie all die anderen Sachen.« Liesel schaute ihn an, als ob er den Verstand verloren hätte.»Wie soll das gehen?« Er klopfte sanft mit seinen Fingerknöcheln gegen ihren Schädel.»Präge sie dir ein. Und dann schreibe sie auf.« »Sie war wie ein großes weißes Tier«, sagte sie bei ihrer nächsten Wache neben seinem Bett,»und sie kam über die Berge.« Als der Satz etliche Veränderungen und Ergänzungen erfahren hatte, hatte Liesel das Gefühl, es vollbracht zu haben. Sie stellte sich vor, wie die Wolke von ihrer Hand in seine glitt, durch die Decken hindurch, und sie schrieb es auf ein Stück Papier, auf das sie den runden, flachen Stein legte. GESCHENKE NUMMER 10 BIS 13
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