DAS ENDE VOM PFEIFER
An diesem Morgen vernebelte die Wiener Luft die Fenster des Zuges, und während die Menschen ahnungslos zur Arbeit fuhren, pfiff ein Mörder fröhlich seine Weise. Er kaufte sich eine Fahrkarte. Er tauschte Höflichkeiten mit dem Schaffner und Mitreisenden aus. Er bot sogar einer älteren Dame seinen Sitzplatz an und unterhielt sich angeregt mit einem Glücksspieler, der von amerikanischen Pferden erzählte. Der Pfeifer liebte die Unterhaltung. Er redete mit den Menschen und narrte sie, indem er sie dazu brachte, ihn zu mögen, ihm zu vertrauen. Er redete mit ihnen, während er sie tötete, sie folterte und das Messer umdrehte. Nur wenn er niemanden zum Reden hatte, pfiff er, was auch der Grund war, warum er es so häufig nach einem Mord tat. »Also glauben Sie, dass Nummer sieben die Rennbahn liegen wird, ja?« »Natürlich.«Der Glücksspieler grinste. Schon war das Vertrauen erschaffen.»Er wird von hinten kommen und den anderen das Fell über die Ohren ziehen!«Er musste schreien, um den Lärm des Zuges zu übertönen.»Wenn Sie meinen.«Der Pfeifer grinste ebenfalls. Dann dachte er ausgiebig darüber nach, wann man wohl die Leiche des Inspektors in dem brandneuen BMW finden würde. »Jesus, Maria und Josef.«Hans konnte sich einen ungläubigen Ton nicht verkneifen.»Eine Nonne hat dir das geschenkt?«Er stand auf, ging zu ihr und küsste sie auf die Stirn.»Mach's gut, Liesel, der >Knoller< wartet.« »Mach's gut, Papa.« »Liesel!«Sie achtete nicht darauf.»Komm, und iss etwas!« Jetzt antwortete sie.»Ich komme, Mama.«Sie sprach die Worte zu Max. Sie kam näher und legte das fertig gelesene Buch auf den Nachttisch, zu allen anderen Dingen. Über ihn gebeugt, konnte sie nicht anders.»Komm schon, Max«, flüsterte sie. Selbst als sie merkte, dass Mama hinter sie trat, hörte sie nicht auf, lautlos zu weinen. Sie hörte nicht auf. Sie ließ einen Klumpen Salzwasser aus ihrem Auge fallen und fütterte damit Max Vandenburgs Gesicht.
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