Es war Heiligabend.
Sein Vater war irgendwo in der Nähe von Wien. Rudi glaubte nicht, dass es ihm etwas ausmachen würde, wenn er und Liesel seinen geliebten Laden betraten. Der Umstände halber. Die Tür öffnete sich widerstandslos, und sie gingen hinein. Rudis erster Gedanke war, das Licht einzuschalten, aber der Strom war abgestellt worden. »Gibt's hier irgendwo Kerzen?« Rudi war verärgert.»Immerhin habe ich den Schlüssel mitgebracht. Außerdem war das Ganze deine Idee.« Inmitten des Wortwechsels stolperte Liesel über eine Bodenwelle und fiel. Eine Schaufensterpuppe folgte ihr nach. Sie packte Liesel am Arm und entlud die Last ihrer Kleidung auf dem Mädchen.»Schaff das Ding von mir weg!«Die Puppe war in vier Teile zerbrochen. Der Rumpf mit dem Kopf, die Beine und beide Arme. Als sie sich wieder aufgerappelt hatte, stand Liesel da und keuchte.»Jesus, Maria.« Rudi hob einen der Arme auf und tippte ihr mit der künstlichen Hand auf die Schulter. Sie drehte sich erschrocken um, und er streckte ihr freundschaftlich die Puppenhand entgegen.»Nett, dich kennenzulernen.« Ein paar Minuten lang schlängelten sie sich langsam durch die engen Gänge des Ladengeschäfts. Rudi ging in Richtung der Verkaufstheke. Dann fiel er über eine leere Kiste, schrie auf und fluchte und eilte zurück zum Eingang.»Das ist zu dämlich«, sagte er.»Warte mal eine Minute.« Liesel saß da mit dem Arm der Schaufensterpuppe in der Hand, bis er mit einer Kerze aus der Kirche wiederkam.
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