Liesel wartete ab. Sie wollte sichergehen, dass sie es wirklich wollten.
Rudi erhob seine Stimme und sprach für alle anderen.»Lies schon, Saumensch.« Sie öffnete das Buch, und wieder fanden die Worte ihren Weg aus den Seiten zu allen, die im Keller anwesend waren. Nachdem die Sirenen Entwarnung gegeben hatten, kehrte Liesel mit ihrer Mama nach Hause zurück und setzte sich zu ihr in die Küche. Etwas nagte an der Stirnseite von Rosa Hubermanns Gesichtsausdruck, und es dauerte nicht lange, da nahm sie ein Messer und ging aus der Küche.»Komm mal mit.« Sie ging ins Wohnzimmer und zog das Laken von einer Ecke ihrer Matratze. An der Seite befand sich ein zugenähter Riss. Wenn man nicht wusste, dass er da war, konnte man ihn unmöglich entdecken. Vorsichtig trennte Rosa die Naht auf und schob ihre Hand hinein, dann den ganzen Arm. Als sie ihn wieder herauszog, lag in ihrer Hand Max Vandenburgs Skizzenbuch. »Er meinte, wir sollen es dir geben, wenn du dafür bereit bist«, sagte sie.»Ich dachte an deinen Geburtstag. Oder vielleicht Weihnachten.«Rosa Hubermann stand da, mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht. Es lag kein Stolz darin. Vielleicht eine gewisse Dichte, die Schwere der Erinnerung.»Ich glaube, du warst schon immer bereit dafür, Liesel. Vom ersten Tag an, als du hierherkamst und dich an das Tor geklammert hast. Das Buch ist für dich geschaffen.«
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