Es fiel mit dem Gesicht nach vorn und landete nur ein paar Meter von seinen Fersen entfernt. Der Zement roch brandneu, und eine Wand aus Puderstaub raste auf ihn zu.
»Gottverdammt, Hubermann!«Die Stimme kämpfte sich aus den Flammen. Die drei Männer folgten ihr auf dem Fuße. Ihre Kehlen waren mit Aschepartikeln verstopft. Selbst als sie es um die Ecke geschafft hatten, weg vom Zentrum der Zerstörung, schien ihnen der Dunst des zusammengefallenen Gebäudes zu folgen. Er war weiß und warm und kroch hinter ihnen her. Sie sackten in der vorübergehenden Sicherheit zusammen, keuchten, husteten und fluchten. Der Unteroffizier wiederholte seine vorherige Äußerung.»Gottverdammt, Hubermann.«Er kratzte an seinen Lippen, um die Kruste zu entfernen.»Was zum Donner war das?« »Es ist einfach zusammengefallen, direkt hinter uns.« »Das ist mir auch klar. Die Frage ist: Wie hoch war es? Doch wohl gut und gerne zehn Stockwerke, oder?« »Nein, Herr Unteroffizier, ich glaube, bloß zwei.« »Jesus.«Ein Hustenanfall.»Maria und Josef.«Jetzt riss er an der klebrigen Masse aus Schweiß und Staub in seinen Augenhöhlen.»Da kann man nichts machen.« Einer der anderen Männer wischte sich übers Gesicht und sagte:»Ich möchte nur ein Mal dabei sein, wenn sie eine Kneipe treffen. Ich könnte sterben für ein Bier.« Die Männer lehnten sich zurück. Sie alle konnten es schmecken, fühlten, wie es die Flammen in ihren Kehlen auslöschte und den Rauch besänftigte. Es war ein schöner Traum, und ein unmöglicher. Sie alle waren sich der Tatsache bewusst, dass die Flüssigkeit, die hier durch die Straßen floss, kein Bier war, sondern eine Art von Milchbrei. Alle vier Männer waren mit einer grauweißen Schicht aus Staub überzogen. Als sie aufstanden, um mit ihrer Arbeit fortzufahren, zeigten sich nur in kleinen Spalten ihre Uniformen, die darunter lagen. Der Unteroffizier ging zu Brunnenweg. Er klopfte ihm mehrmals schwer gegen die Brust.»So ist's besser. Sie hatten da ein bisschen Staub, mein Freund.«Brunnenweg lachte, und der Unteroffizier wandte sich zu seinem neuesten Rekruten.»Diesmal gehen Sie vor, Hubermann.« Etliche Stunden lang löschten sie Feuer und suchten nach allem, was man benutzen konnte, um ein Gebäude dazu zu bringen, stehen zu bleiben. Manchmal, wenn zwei Seiten zerstört waren, stachen die restlichen Ecken des Hauses heraus wie Ellbogen. Dies war Hans Hubermanns Stärke. Er kam fast immer in den Genuss, einen verkohlten Balken oder ein abgesplittertes Stück Beton zu finden, um es unter diese Ellbogen zu schieben und sie zu stützen. Seine Hände steckten voller Splitter, und seine Zähne waren mit einem dicken Staubbelag verkrustet. Von seinen Lippen bröckelte klebriger, angetrockneter Staub, und an seiner Uniform befand sich keine Tasche, kein Faden und auch keine noch so kleine Falte, die nicht von ebendiesem Staub, Dreck und Schweiß verklebt war.
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