Protest auf ProbeDie Jugend hat sich aufgerafft und ist auf die Straß e gegangen. Bleibt die Frage, was nach den Demonstrationen kommt. (Ein Kommentar)
Auch in Hamburg gingen Schü ler und Studenten am Mittwoch auf die Straß e.
Natü rlich gab es wieder ein ö ffentliches Geschacher um die Zahlen, als gestern Schü ler und Studenten auf die Straß e gingen, um fü r eine bessere Bildung zu protestieren. 240.000 in mehr als 70 Stä dten seien es gewesen, verkü ndeten die Veranstalter. Die Polizei wollte sich nur auf " Zehntausende" festlegen.
Am Nachmittag sprach selbst der linke Studentenverband fzs nur noch von " mehr als 100.000" Demonstranten. Fest steht: Es waren viele. Und ohne Zweifel waren es die grö ß ten Bildungsproteste seit dem Unistreik 2004.
Ein Ziel haben die Organisatoren damit bereits erreicht: Sie haben Aufmerksamkeit erregt. Heute soll es mit kreativen Aktionen weiter gehen. Symbolische Bankü berfä lle sollen auf den in der Tat schwer nachvollziehbaren Umstand aufmerksam machen, dass fü r eine Sanierung des maroden Bildungssystems jahrelang kaum Geld da war, wä hrend infolge der Finanzkrise Milliarden fü r die Rettung der Geldinstitute flossen.
Gestern stü rmten Schü ler und Studenten den Mainzer Landtag, es kam zu kurzzeitigen Unibesetzungen ü berall im Land. Dabei verfestigte sich der Eindruck, dass es den Protestierenden an Erfahrung mangelt. Dass sie auf jegliche Gewalt verzichtet haben, kann ihnen gar nicht hoch genug angerechnet werden. Dass sie aber schon den ersten Bitten der Polizei und der Uni-Hausherren nachkamen, das Feld zu rä umen, zeugt zwar von besonderer Hö flichkeit – kö nnte dem Nachdruck ihrer Forderungen allerdings auch schaden.
Doch woher sollen heutigen Schü ler und Studenten Erfahrungen im Protestieren haben? Der letzte Unistreik liegt immerhin ein ganzes Studentenleben zurü ck. Die Aufmerksamkeit der Ö ffentlichkeit zu erregen, ist das eine. Sie zu behalten, das andere. Jetzt ist langer Atem gefragt. Das fü r heute angesetzte Gesprä ch von Aktivisten mit den Kultusministern in Berlin darf nicht das Ende der Streiks sein.
Es hat die Proteststudenten die Solidaritä t mancher Unterstü tzer gekostet, dass sie an ihren Forderungen nach Abschaffung von Bachelor und Master und der Einfü hrung der Gesamtschule festgehalten haben. Eine Reihe von Studentenorganisationen und Verbä nden haben sich daraufhin vom Bildungsstreik distanziert. Das ist schade, denn die ü bergeordnete Forderung ist entscheidend: Politiker, kü mmert euch endlich um das Bildungssystem und redet nicht nur darü ber!
Es ist gut, dass sich nach Jahren des Stillstands wieder eine gewisse Politisierung der Jugend abzeichnet. Mit der Jugend von heute ist zu rechnen – das zeigen die Proteste den Politikern. Unterschä tzt sie nicht, vertrö stet sie nicht. Sonst kö nnte der Bildungsstreik 2009 nur der Auftakt gewesen sein fü r eine Welle, die so massiv sein kö nnte, dass dann niemand mehr ü ber die Zahl der Kö pfe diskutiert.
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