Das war kein Skiurlaub, das kann ich euch versichern.
Wie Michael seiner Mutter erzählte, kam ich erst nach drei sehr langen Tagen zu dem Soldaten, der seine Füße in Stalingrad gelassen hatte. Ich folgte der Einladung in das behelfsmäßige Lazarett und zuckte bei dem Gestank unwillkürlich zurück. Ein Mann mit einer verbundenen Hand erzählte dem stummen, erstarrten Soldaten, dass er leben würde.»Du kommst bald heim«, versicherte er ihm. Ja, dachte ich. Heim. Für immer. »Ich werde auf dich warten«, fuhr er fort.»Eigentlich sollte ich schon Ende der Woche heimfahren, aber ich werde warten.« Mitten im nächsten Satz des Bruders sammelte ich die Seele von Robert Holzinger ein. Normalerweise muss ich mich anstrengen, um durch das Dach nach draußen zu schauen, wenn ich mich im Innern eines Gebäudes befinde, aber diesmal hatte ich Glück. Ein kleines Stück Dach war zerstört, und ich konnte hindurchsehen. Einen Meter neben mir redete Michael Holzinger immer noch. Ich versuchte, ihn zu ignorieren, und sah auf das Loch über mir. Der Himmel war weiß, aber er zerfiel zusehends. Wie immer wurde er zu einem riesigen Lumpen. Blut sickerte hindurch, und hier und da sahen die Wolken aus wie schmutzige Fußabdrücke im Schnee. Fußabdrücke?, denkt ihr jetzt wahrscheinlich. Na, wem die wohl gehören? In Frau Holzingers Küche saß Liesel und las. Die Seiten wateten ungehört vorbei, und obwohl Russland vor meinen Augen verschwand, hörte der Schnee nicht auf, von der Zimmerdecke herabzufallen. Der Wasserkessel ist verschneit, genauso wie der Tisch. Auch die Menschen tragen Flicken aus Schnee auf ihren Köpfen und Schultern.
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