Rosa trat zur Seite.
Als sie einander fanden, entschuldigte sich Michael.»Mama, es tut mir leid, ich hätte bei dir bleiben sollen.« Frau Holzinger hörte ihn nicht. Sie saß nur neben ihrem Sohn und hob seine bandagierte Hand an.»Du blutest wieder«, sagte sie. Dann saßen sie da, wie alle anderen auch, und warteten. Liesel griff in ihre Tasche und kramte durch die Bücher. DAS BOMBARDEMENT VON MÜNCHEN AM 9. UND 10. MÄRZ Die Nacht wurde lang, angefüllt mit Bomben und Vorlesen. Ihr Mund war trocken, aber die Bücherdiebin schaffte vierundfünfzig Seiten. Die meisten Kinder schliefen fest und hörten nicht die Sirenen, die erneut Sicherheit verkündeten. Ihre Eltern weckten sie oder trugen sie die Kellertreppe hinauf in eine Welt aus Dunkelheit. Weit entfernt brannte es, und ich hatte gerade über zweihundert ermordete Seelen aufgelesen. Ich war auf dem Weg nach Molching, um eine weitere zu holen. Die Luft über der Himmelstraße war rein. Die Sirenen hatten etliche Stunden lang abgewartet, für den Fall, dass eine neuerliche Bedrohung auftauchte, und der Rauch hatte sich in die Atmosphäre verzogen. Es war Bettina Steiner, die das kleine Feuer und den Streifen Rauch bemerkte, weiter unten, in der Nähe der Amper. Er zog in den Himmel, und das Mädchen hob den Finger.»Schaut mal.« Das Mädchen hatte es zuerst bemerkt, aber es war Rudi, der handelte. In seiner Hast vergaß er, den Werkzeugkasten abzustellen. Er sprintete zum Fuß der Himmelstraße, sauste durch ein paar Seitenstraßen und trat dann in den Wald. Liesel folgte ihm auf dem Fuße (nachdem sie ihre Bücher bei der heftig protestierenden Rosa abgeladen hatte), und dann kamen vereinzelte Leute aus verschiedenen Luftschutzkellern. »Rudi, warte!«
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