RUDI STEINER SPRICHT DIE WAHRHEIT
»Ich glaube, ich kann besser Dinge zurücklassen als sie stehlen.« Ein paar Wochen später erwies sich der Werkzeugkasten doch noch als nützlich. Rudi räumte die Schraubendreher und Hämmer heraus und bestückte den Kasten mit so vielen Wertsachen der Steiners, wie hineingingen, für den Fall eines Luftangriffs. Der einzige Gegenstand, der drin blieb, war der Teddybär. Am 9. März verließ Rudi das Haus mit dem Werkzeugkasten. Die Sirenen stürzten sich wieder einmal auf Molching. Während die Steiners durch die Himmelstraße eilten, hämmerte Michael Holzinger heftig an Rosa Hubermanns Tür. Rosa und Liesel kamen heraus, und Michael Holzinger erklärte ihnen sein Problem.»Meine Mutter«, sagte er. Immer noch waren Pflaumen aus Blut in seinem Verband.»Sie will nicht rauskommen. Sie sitzt in der Küche am Tisch.« Obwohl bereits Wochen vergangen waren, hatte Frau Holzinger noch nicht einmal begonnen, sich zu erholen. Jedes Mal, wenn Liesel zum Vorlesen kam, starrte die Frau die meiste Zeit aus dem Fenster. Ihre Worte waren leise, fast bewegungslos. Alle Grobheit und Verkniffenheit war ihr aus dem Gesicht geschabt worden. Es war meistens Michael, der Liesel verabschiedete oder ihr den Kaffee gab und ihr dankte. Und jetzt das.
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