Die Bomben regneten herab, und kurz darauf kochten die Wolken, und die kalten Regentropfen verwandelten sich in Asche. Wie Schneeflocken segelten sie hernieder.
Die Himmelstraße wurde dem Erdboden gleichgemacht. Häuser wurden von einer Seite der Straße zur anderen geschoben. Das gerahmte Bild eines ernst blickenden Führers wurde auf den zerstörten Boden geschmettert. Und doch lächelte er, auf jene ernsthafte Weise. Er wusste etwas, was wir anderen nicht wussten. Und ich wusste etwas, was er nicht wusste. All das, während die Menschen schliefen. Rudi Steiner schlief. Mama und Papa schliefen. Frau Holzinger, Frau Lindner, Tommi Müller. Alle schliefen. Alle starben. Nur ein Mensch überlebte. Sie überlebte, weil sie im Keller saß und die Geschichte ihres eigenen Lebens las und sie auf Fehler überprüfte. Vor einiger Zeit hatte man diesen Raum als zu niedrig erklärt, aber in dieser Nacht, in der Nacht des 7. Oktober, reichte er aus. Die Hüllen der Zerstörung stürzten zusammen, und Stunden später, nachdem sich eine seltsame, ungepflegte Stille auf Molching niedergelassen hatte, konnten die Männer der LSE etwas hören. Ein Echo. Da unten, irgendwo, hämmerte ein Mädchen mit einem Bleistift gegen eine Farbdose. Alle hielten inne, mit gespitzten Ohren und gekrümmten Rücken, und als sie es wieder hörten, fingen sie an zu graben. GEGENSTÄNDE, DIE VON HAND ZU HAND GEREICHT WURDEN Zementbrocken und Dachziegel. Ein Stück Wand, auf die eine baumelnde Sonne gemalt worden war. Ein unglücklich wirkendes Akkordeon, das aus seinem zerbrochenen Kasten spähte.
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