GUNST DER STUNDE
1. Der Abend des 30. Januar 1933 stand ganz im Zeichen der Nationalsozialisten. Im Regierungsviertel in Berlin hob der neu ernannte nationalsozialistische Innenminister Wilhelm Frick die Bannmeile auf und erließ fü r alle anderen Parteien ein Demonstrationsverbot. Daraufhin versammelten sich im Berliner Tiergarten mehr als 25 000 SA- und SS-Mä nner und zogen im Schein der Fackeln und unter den Klä ngen mehrerer Spielmannszü ge durch das Brandenburger Tor und an der Reichskanzlei vorbei. Es war die Idee des Propagandaleiters der NSDAP, der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, Joseph Goebbels, gewesen, mit einem solchen Fackelzug die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler zu feiern. Bis weit nach Mitternacht marschierten die braunen Kolonnen unter stä ndigen " Sieg-Heil! " -" Rufenan den Fenstern vorbei, an denen Hitler und seine Mitstreiter Goebbels, Hermarm Gö ring, Rudolf Hess und ein Haus weiter der Reichsprä sident Paul von Hindenburg standen. 2. Im ganzen Land konnte man die Kundgebung am Radio mitverfolgen. Goebbels hatte gegen den Protest der Verantwortlichen des Rundfunks eigens dafü r das Programm unterbrechen lassen. Dies war die erste Zwangsmaß nahme einer Partei, die nun in atemberaubendem Tempo die Macht im Staat an sich riss. 3. Begonnen hatte der Tag der so genannten Machtergreifung gegen 11.30 Uhr, als Adolf Hitler im Empfangssaal des Reichsprä sidenten seinen Eid auf die Weimarer Verfassung ablegte. Der Fü hrer der NSDAP, die seit einem halben Jahr die stä rkste Fraktion im Reichstag stellte, hatte es geschafft: Hindenburg hatte ihn nach dem Rü cktritt des Kabinetts Schleicher endlich zum Reichskanzler ernannt - und das, obwohl Hitler nie ein Hehl daraus gemacht hatte, dass er den Rechtsstaat zerstö ren wollte. 4. Mit Hitler vereidigte Hindenburg zwei weitere Nationalsozialisten: Hermann Gö ring wurde Reichsminister ohne Geschä ftsbereich und Wilhelm Frick Innenminister. Das Amt des Vizekanzlers hatte sich der Zentrumspolitiker und frü here Reichskanzler Franz von Papen gesichert. Er galt als der eigentliche Schmied dieser Regierungskoalition des " nationalen Zusammenschlusses". 5. Von Papen hatte den greisen Reichsprä sidenten, der Hitler lange abgelehnt hatte, schließ lich ü berzeugen kö nnen, diesen zum Kanzler zu ernennen. Da Hitler von der Regierungsarbeit nichts verstü nde, so argumentierte von Papen, sei er von kompetenten national gesinnten und konservativen Fachleuten eingerahmt und stelle, auf diese Weise gezä hmt, politisch keine Gefahr mehr dar. Zudem befä nden sich die Nationalsozialisten mit drei Ministern gegenü ber acht konservativen deutlich in der Minderheit. Doch diese Ansicht erwies sich als Trugschluss. Noch am selben Nachmittag hielt Hitler die erste Kabinettssitzung ab, in der er durchsetzte, den Reichstag auflö sen und Neuwahlen ausschreiben zu lassen, um sich die Machtergreifung vom deutschen Volk bestä tigen zu lassen. 6. Der NS-Terror begann bereits in der Nacht des 30. Januar 1933: Auf dem Rü ckweg vom Fackelzug befahl der Fü hrer des SA-Sturmes 33, Hans Maikowski, seinem Trupp, einen Umweg durch einen von Kommunisten beherrschten Stadtteil Berlins zu machen, um diese zu provozieren. Es kam zu einer Straß enschlacht. Am Ende beklagte man mehrere Verletzte; der SA-Fü hrer selbst und ein Polizist waren tot. Sie waren die ersten Toten des neuen Regimes, denen noch viele folgen sollten. Nachdem der Reichstag am 1. Februar 1933 aufgelö st worden war, setzten sich die Nationalsozialisten das Ziel, bei den fü r den 5. Mä rz anberaumten Neuwahlen die absolute Mehrheit zu gewinnen. Dazu nutzte die NSDAP alle staatlichen Machtmittel, die ihr ja nun zur Verfü gung standen, um einerseits ihre Propaganda zu verbreiten und andererseits ihre politischen Gegner einzuschü chtern. 7. Eine Welle des Terrors rollte ü ber Deutschland hinweg, bei der in blutigen Straß en- und Saalschlachten zahllose Menschen ihr Leben verloren. Die rechtliche Handhabe fü r diese massiven Gewaltakte wurde am 4. Februar mit einer Notverordnung geschaffen, mit der die Regierung Hitler politische Versammlungen untersagen sowie Zeitungen beschlagnahmen oder auf begrenzte Zeit verbieten konnte. 8. Mit der Ernennung Hermann Gö rings zum kommissarischen Innenminister in Preuß en erhielt ein Nationalsozialist im grö ß ten deutschen Land die Befehlsgewalt ü ber den Polizeiapparat. Alle demokratisch gesinnten Beamten ließ er durch Angehö rige der nationalsozialistischen Kampfverbä nde ersetzen. Am 17. Februar 1933 erließ Gö ring den sogenannten Schieß erlass, der den rü cksichtslosen Gebrauch der Schusswaffe gegen politische Gegner anordnete. Wenige Tage spä ter richtete er eine 50 000 Mann starke Hilfspolizei aus SA-Mitgliedern ein, die nur ihm verantwortlich war. Aufgaben zum Text: Aufgabe 1. Ersetzen Sie die unterstrichenen Wö rter und Wortverbindungen durch Synonyme oder sinnverwandte Wö rter oder Wortverbindungen: 1.Bis weit nach Mitternacht marschierten die braunen Kolonnen unter stä ndigen " Sieg-Heil" - Rufen an den Fenstern vorbei, an denen Hitlers Mitstreiter standen. 2.Dies war die erste Zwangsmaß nahme einer Partei, die nun in atemberaubendem Tempo die Macht im Staat an sich riss. 3.Adolf Hitler legte im Empfangssaal des Reichsprä sidenten seinen Eid auf die Weimarer Verfassung ab. 4. Die rechtliche Handhabe fü r die massiven Gewaltakte wur Aufgabe 2. Geben Sie deutsche Ä quivalente zu den folgenden Wortverbindungen: факельное шествие; назначение рейхсканцлером; захватить власть; отставка кабинета; приводить к присяге; министр без портфеля; патриотически-настроенные профессионалы; находиться в меньшинстве; оказаться ложным выводом; распустить парламент; назначить перевыборы; дело дошло до уличных боев; находиться в распоряжении у кого-либо; нейтрализовать политических противников; волна террора прокатилась по Германии; правовая основа; постановление, вызванное чрезвычайным положением; конфисковать газеты; члены национал-социалистических штурмовых отрядов; указ о применении огнестрельного оружия; безоговорчное применение огнестрельного оружия. Aufgabe 3. Der Inhalt von den ersten 2 Absä tzen lä sst sich unter einem Titel vereinigen. Als Titel kann eine Wortverbindung aus dem ersten Absatz dienen. Schreiben Sie diese Wortverbindung heraus!
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