Der Junge wurde schwer.
Liesel hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Alles war weiß, und als sie im Bahnhof zurückblieben, starrte sie auf die verblassten Buchstaben auf dem Schild vor ihr. Für Liesel hatte dieses Dorf keinen Namen. Hier, in diesem namenlosen Dorf, sollte ihr Bruder Werner zwei Tage später begraben werden. Die Trauergesellschaft bestand aus einem Priester und zwei frierenden Totengräbern. EINE ÜBERLEGUNG Zwei Wachmänner. Zwei Totengräber. Der eine gibt Befehle. Der andere tut, was man ihm sagt. Was, wenn der andere mehr als ein Einzelner wäre? Fehler, Fehler - manchmal scheine ich nichts als Fehler zu machen. Zwei Tage lang kümmerte ich mich um meine Angelegenheiten. Ich reiste über den Erdball und legte die Seelen auf das Förderband zur Ewigkeit. Ich sah ihnen nach, wie sie reglos dahinglitten. Ein paar Mal schärfte ich mir ein, mich von der Beerdigung von Liesel Memingers Bruder fernzuhalten. Doch ich missachtete meinen eigenen Rat. Bereits aus großer Entfernung sah ich die kleine Gruppe Menschen steif inmitten des Ödlands aus Schnee stehen. Ich näherte mich, und der Friedhof hieß mich willkommen wie einen Freund. Schon bald war ich bei ihnen.
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