Liesel gab keine Antwort.
Sie hatte gar keine Gelegenheit dazu, denn Viktor Chemmel hatte sich auf Rudi gestürzt, bevor sie noch ein Wort sagen konnte. Seine Knie nagelten Rudis Arme auf dem Boden fest, und seine Hände lagen um Rudis Hals. Die Äpfel wurden aufgelesen, von niemand anderem als von Andi Schmeikl. »Du tust ihm weh«, sagte Liesel. »Tatsächlich?«Viktor lächelte wieder. Sie verabscheute dieses Lächeln. »Er tut mir nicht weh.«Rudis Worte drängten sich aneinander, und sein Gesicht war rot vor Anstrengung. Seine Nase fing an zu bluten. Viktor verstärkte den Druck noch einmal und ließ Rudi dann los, kletterte von ihm herunter und trat gelassen zur Seite. Er sagte:»Steh auf, Junge«, und Rudi tat klugerweise, was ihm gesagt worden war. Gelassen trat Viktor ganz nah an ihn heran und sah ihm geradewegs ins Gesicht. Er rieb ihm beinahe sanft den Arm. Ein Flüstern.»Wenn du nicht willst, dass dieses Rinnsal aus Blut sich in einen Springbrunnen verwandelt, dann verschwindest du jetzt besser, Kleiner.«Er schaute Liesel an.»Und nimm die kleine Schlampe gleich mit.« Keiner rührte sich. »Worauf wartet ihr?« Liesel nahm Rudi an der Hand, und sie gingen davon. Ein letztes Mal drehte sich Rudi um und spuckte Blut und Speichel vor Viktor Chemmels Füße. Eine Geste, die ihm ein abschließendes Versprechen einbrachte.
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