Sie sagten nicht Hallo.
Sie fühlten sich durch eine unsichtbare Grenze getrennt. Die Tür hatte geknarrt, als das Mädchen hereingekommen war und sich vor ihn hingestellt hatte. Nun schaute sie auf die Tasse.»Hat Mama dir die Suppe eingeflößt?« Er nickte, zufrieden, müde.»Aber sie war sehr gut.« »Mamas Suppe? Wirklich?« Es war kein Lächeln, das er ihr schenkte.»Danke für die Geschenke.«Vielmehr ein schmaler Spalt in seinem Mund.»Danke für die Wolke. Dein Papa hat mir die Sache näher erklärt.« Nach einer Stunde versuchte es Liesel mit der Wahrheit.»Wir wussten nicht, was wir hätten machen sollen, wenn du gestorben wärst, Max. Wir...« Es dauerte nicht lange.»Du meinst, wie ihr mich losgeworden wärt?« »Es tut mir leid.« »Nein.«Er fühlte sich nicht beleidigt.»Ihr habt ja recht.«Mit schwachen Fingern spielte er mit dem Ball.»Ihr hattet recht, so zu denken. In eurer Situation ist ein toter Jude genauso gefährlich wie ein lebendiger, wenn nicht noch schlimmer.« »Ich habe auch geträumt.«In allen Einzelheiten erzählte sie ihren Traum, wobei sie den Zinnsoldaten fest umklammert hielt. Sie wollte sich schon wieder entschuldigen, als Max sie unterbrach. »Liesel.«Er bat sie, ihn anzuschauen.»Du darfst dich nie bei mir entschuldigen. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen müsste.«Er zeigte auf die Dinge, die sie ihm gebracht hatte.»Schau dir das an. Diese Geschenke.«Er nahm den Knopf in die Hand.»Und Rosa sagt, du hast mir zwei Mal am Tag vorgelesen, manchmal sogar drei Mal.«Jetzt schaute er die Vorhänge an, als ob er durch sie hindurch nach draußen sehen könnte. Er setzte sich ein bisschen aufrechter hin und verstummte ein Dutzend lautloser Sätze lang. Beklommenheit schlich sich in sein Gesicht, und er legte ein Geständnis ab.»Liesel?«Er rückte leicht nach rechts.»Ich habe Angst«, sagte er.»Ich habe Angst, wieder einzuschlafen.« Liesel fasste einen Entschluss.»Dann lese ich dir vor. Und ich gebe dir eine Ohrfeige, wenn du anfängst einzudösen. Ich klappe das Buch zu und schüttele dich, bis du wieder wach bist.« An diesem Nachmittag und bis in die Nacht hinein las Liesel Max Vandenburg vor. Er saß im Bett und absorbierte die Worte, diesmal im Wachzustand, bis kurz nach zehn Uhr. Als Liesel mit dem Traumträger eine kurze Pause machte, schaute sie über den Buchrand und sah, dass Max eingeschlafen war. Ängstlich stupste sie ihn an. Er wachte auf.
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