Aber Rudi ging nicht zu seinem Vater.
Er setzte sich an den Küchentisch und nahm die himmelwärts gerichteten Hände seiner Mutter. Alex und Barbara Steiner verrieten nicht, worüber in der Küche gesprochen wurde, während im Wohnzimmer die Dominosteine fielen wie Leichen. Wenn Rudi bloß noch ein paar Minuten länger an der Tür gelauscht hätte... In den folgenden Wochen redete er sich ein - oder besser gesagt: er flehte sich selbst an -, dass er, wenn er den Rest des Gesprächs an jenem Abend gehört hätte, viel früher in die Küche gegangen wäre.»Ich werde gehen«, hätte er gesagt.»Bitte, nehmen Sie mich mit. Ich bin bereit.« Wenn er sich eingemischt hätte, hätte er alles verändern können. DREI MÖGLICHKEITEN 1. Alex Steiner hätte nicht die gleiche Strafe ereilt wie Hans Hubermann. 2. Rudi hätte Molching verlassen und wäre in eine andere Schule gegangen. 3. Und vielleicht, nur vielleicht, hätte er überlebt. Aber die Grausamkeit des Schicksals gestattete es Rudi Steiner nicht, im richtigen Moment die Küche zu betreten. Er hatte sich seinen Schwestern und den Dominosteinen zugewandt. Er setzte sich. Rudi Steiner ging nirgends hin. DIE ÜBERLEGUNG, WIE RUDI NACKT AUSSIEHT
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