Barbara rauchte.
Eine zerknüllte Aschefalte baumelte am Ende der Zigarette. Kurt nahm sie, klopfte die Asche ab und gab sie zurück. Kurze Zeit später drücke Rudis Mutter die Zigarette aus und schaute auf. Sie strich mit der Hand über die ordentlichen Linien ihres Haars. »Unser Papa geht auch«, sagte Kurt. Stille. Eine Gruppe Kinder spielte in der Nähe von Frau Lindners Eckladen Ball. »Wenn sie kommen und eines von deinen Kindern holen wollen«, sagte niemand Bestimmtem,»dann wird erwartet, dass man Ja sagt.« DIE FRAU EINES MANNES, DER SEIN VERSPRECHEN HÄLT IM KELLER, NEUN UHR MORGENS Noch sechs Stunden bis zum Abschied:»Ich habe auf einem Akkordeon gespielt, Liesel. Es gehörte jemand anderem.«Er schloss die Augen.»Das war der Anfang vom Ende.« Das Glas Champagner im letzten Sommer nicht mitgerechnet, hatte Hans Hubermann seit etwa zehn Jahren keinen Alkohol mehr angerührt. Dann kam die Nacht, bevor er seine Ausbildung bei der Wehrmacht antreten musste. Er ging am Nachmittag mit Alex Steiner in den»Knoller«und blieb bis zum späten Abend dort. Beide Männer missachteten die Warnung ihrer Ehefrauen und betranken sich bis zum Umfallen, nicht zuletzt, weil Dieter Westheimer, der Wirt vom»Knoller«, ihnen eine Runde nach der anderen ausgab. Als er noch nüchtern war, wurde Hans gebeten, auf die Bühne zu gehen und Akkordeon zu spielen. Passenderweise spielte er»Das Lied vom traurigen Sonntag«, die berühmte ungarische Selbstmordhymne, und obwohl er all die Traurigkeit heraufbeschwor, die die Melodie mit sich brachte, war es trotzdem ein voller Erfolg. Liesel stellte sich die Szene in Bild und Ton vor. Münder waren voll. Leere Biergläser waren mit Schaum bestreift. Die Blasebälge seufzten, und das Lied war vorbei. Menschen klatschten. Die biergefüllten Münder begleiteten ihn jubelnd zurück zur Theke. Nachdem er den Weg nach Hause gefunden hatte, gelang es Hans nicht, den Schlüssel ins Schlüsselloch zu stecken. Und so klopfte er. Mehrmals. »Rosa!« Es war die falsche Tür.
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