Frau Holzinger war nicht begeistert.
»Du Schwein! Du klopfst ans falsche Haus!«Sie rammte die Worte durch das Schlüsselloch.»Nebenan, du dämlicher Saukerl.« »Danke, Frau Holzinger.« »Du kannst mich mal, du Arschloch.« »Wie bitte?« »Geh heim!« »Danke, Frau Holzinger. »Habe ich dir nicht gerade gesagt, was du mich kannst?«»Haben Sie?« (So jedenfalls rekonstruierte Liesel später das Gespräch, anhand dessen, was Papa ihr später, nachdem er wieder nüchtern geworden war, erzählte, und anhand ihrer eigenen Erfahrungen mit der übellaunigen Frau.) »Mach, dass du wegkommst!« Als er endlich heimkam, ging Papa nicht ins Bett, sondern zu Liesel. Betrunken stand er im Türrahmen und schaute zu, wie sie schlief. Sie wachte auf und dachte sofort, dass er Max wäre. »Bist du das?«, fragte sie. »Nein«, sagte er. Er wusste genau, was sie vermutete.»Ich bin's. Papa.«Er zog sich zurück, und sie hörte seine Schritte hinunter in den Keller. Im Wohnzimmer schnarchte Rosa aus Leibeskräften. Kurz vor neun Uhr am nächsten Morgen befahl Rosa Liesel in der Küche:»Gib mir mal den Eimer da.« Rosa füllte ihn mit kaltem Wasser und ging damit in den Keller. Liesel folgte ihr in dem vergeblichen Versuch, sie aufzuhalten.»Mama, das kannst du nicht machen!« »Ach nein?«Sie drehte sich kurz auf den Stufen um.»Ist mir da etwas entgangen, Saumensch? Seit wann gibst du hier die Befehle?«
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