Wichtig war einzig und allein die Tatsache, dass alle verwundbar waren. Und bestechlich.
»Als Erstes«, sagte er,»werde ich dir all deine Bücher wegnehmen - und ich werde sie verbrennen.«Er war herzlos.»Ich werde sie in den Küchenherd oder in den Kamin werfen.«Er benahm sich wie ein Tyrann, aber es war notwendig.»Verstanden?« Der Schock bohrte ein Loch durch sie hindurch, sehr ordentlich und sehr präzise. Tränen quollen. »Ja, Papa.« »Als Nächstes.«Er musste hart bleiben. Er musste sich zusammenreißen.»Werden sie dich mir wegnehmen. Willst du das?« Sie weinte jetzt, herzzerreißend.»Nein.« »Gut.«Der Griff um ihre Finger verstärkte sich.»Dann werden sie diesen Mann wegschleppen, und vielleicht Mama und mich auch. Und wir werden niemals wiederkommen.« Das war's. Das Mädchen schluchzte so unbeherrscht, dass Papa sie am liebsten in die Arme genommen und festgehalten hätte. Aber er tat es nicht. Stattdessen beugte er den Kopf, bis er ihr geradewegs in die Augen schauen konnte. Dann entließ er seine letzten Worte, mit kaum hörbarer Stimme.»Verstehst du mich?« Das Mädchen nickte. Sie weinte, und erst jetzt, besiegt und gebrochen, nahm ihr Papa sie in der farbgeschwängerten Luft und im Licht der Kerosinlampe in die Arme. »Ich verstehe, Papa, wirklich.« Ihre Stimme presste sich gedämpft gegen seinen Körper, und sie verharrten einige Minuten in dieser Stellung - Liesel mit ihrem zerquetschten Atem und Papa, der ihren Rücken rieb. Dann kehrten sie nach oben zurück, wo Mama allein und nachdenklich in der Küche saß. Als sie die beiden sah, stand sie auf und winkte Liesel zu sich. Sie sah die getrockneten Tränen, die ihr Gesicht gestreift hatten. Sie zog das Mädchen an sich und übermannte sie mit einer ihrer typischen, rauen Umarmungen.»Alles in Ordnung, Saumensch?«
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