Sie wandte sich um und sprach den Mann von der LSE an.
»Bitte«, sagte sie,»das Akkordeon meines Papas. Könnten Sie es für mich holen?« Es gab ein kleines Durcheinander, dann brachte ein älterer Mann Liesel den Kasten, und sie öffnete ihn. Sie holte das Versehrte Instrument heraus und legte es neben Papas Leichnam.»Hier, Papa.« Und ich schwöre euch, dass Liesel, als sie neben Hans Hubermann kniete, ihn aufstehen sah und hörte, wie er Akkordeon spielte. Ich sah es selbst, viele Jahre später, in einer Vision der Bücherdiebin. Er stand auf und schnallte sich inmitten des Massivs aus zerborstenen Häusern das Akkordeon um und spielte. Er spielte mit Freundlichkeit in den silbernen Augen und einer Zigarette im Mundwinkel. Er griff sogar einmal daneben und lachte dann darüber. Die Blasebälge atmeten, und der große Mann spielte für Liesel Meminger, ein letztes Mal, während der Himmel langsam vom Feuer genommen wurde. Spiel weiter, Papa. Papa hörte auf. Er ließ das Akkordeon fallen, und seine silbrigen Augen fingen wieder an zu rosten. Jetzt war er nur ein Körper auf der Straße, und Liesel hob ihn hoch und umarmte ihn. Sie weinte über Hans Hubermanns Schulter hinweg. »Leb wohl, Papa, du hast mich gerettet. Du hast mir das Lesen beigebracht. Niemand kann so spielen wie du. Ich werde nie wieder Champagner trinken. Niemand kann so spielen wie du.« Ihre Arme hielten ihn fest. Sie küsste seine Schulter - sein Gesicht noch einmal anzuschauen, konnte sie nicht ertragen -, und dann bettete sie ihn nieder. Die Bücherdiebin weinte, bis man sie sanft wegführte. Später erinnerte man sich an das Akkordeon, aber niemand beachtete das Buch. Es gab viel zu tun. Unzählige Male wurde Die Bücherdiebin, neben anderen Gegenständen, mit Füßen getreten. Schließlich hob man das Buch auf, ohne es eines Blickes zu würdigen, und warf es auf einen Müllwagen. Gerade als der Wagen abfahren wollte, kletterte ich schnell hinauf und nahm es mit... Es war ein glücklicher Zufall, dass ich da war. Aber wem will ich eigentlich etwas vormachen? Ich bin früher oder später im Jahr 1943 war ich fast überall. EPILOG
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