Liesel verlangsamte ihre Schritte zu einem taumelnden Gang und konzentrierte sich auf das, was vor ihr lag.
Wo ist Frau Lindners Eckladen?, fragte sie sich. Wo ist...? Sie wanderte noch ein Stückchen weiter, bis der Mann, der sie gefunden hatte, ihren Arm nahm und auf sie einredete:»Du hast einen Schock, Mädchen. Es ist nur ein Schock, bald wird es dir besser gehen.« »Was ist passiert?«, fragte Liesel.»Ist dies hier die Himmelstraße?« »Ja.«Der Mann hatte enttäuschte Augen. Was hatte er in den letzten Jahren alles gesehen?»Das ist die Himmelstraße. Du bist ausgebombt worden, Mädchen. Es tut mir so leid. Liebes.« Ihr Mund wanderte weiter, obwohl ihr Körper nun stillstand. Sie hatte ihr Geheul nach Hans Hubermann vergessen. Das war Jahre her - das war das Werk der Bomben. Sie sagte:»Wir müssen zu meinem Papa und meiner Mama. Wir müssen Max aus dem Keller holen. Wenn er nicht im Keller ist, ist er im Flur und schaut aus dem Fenster. Das macht er manchmal bei einem Luftangriff - er kriegt den Himmel nicht oft zu sehen, wissen Sie? Ich muss ihm sagen, wie das Wetter jetzt ist. Er wird mir das nicht glauben...« Ihr Körper gab nach, und der Mann von der LSE fing sie auf und setzte sie nieder.»Wir bringen sie gleich weg«, erklärte er seinem Unteroffizier. Die Bücherdiebin bemerkte etwas Schweres, Schmerzendes in ihrer Hand und schaute nach.
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