Grundbegriffe, Gegenstand und Aufgaben der Stilistik
Die Sprachwissenschaftler orientieren sich bei der Erforschung der Sprache an dem sprachlichen System (paradigmatischer Aspekt) und an der sprachlichen Verwendung (syntaktischen Aspekt). Die Srpachforschung geht dabei von der Beobachtung aus, dass sich innerhalb der zahllosen Verwendungsmöglichkeiten einer Sprache, die Normen und Strukturen ermitteln lassen, die von der einer Seite die Sprache als Struktur ermöglichen, von der anderer Seite aber die Abwandlung der sprachlichen Mittel erlauben, welche die Sprachwervendung unter konkreten situativen Bedignungen prägt. Die Sprachwervendung erweist sich dabei als ein Zusammenwirken verschiedener sprachlicher und außersprachlicher Faktoren. Die schriftsprachlichen, d.h. normierten Möglichkeiten können dabei durch bestimmte Ausdruckabsichten, situative Bedingtheiten und Erfordernisse des Stils oder Genres variirt, ergänzt oder beeinflußt werden. Die jeweilige Prägung des sprachlichen Ausdrucks durch die selektiven Faktoren binnensprashlichen und außersprachlichen Charakters ergibt sich den Sprachstil. Er (der Sprachstil) ist Forschungsgegenstand der Stilistik und macht einen wichtigen Teil der Linguistik der Sprachverwendung aus.Die Stilistik erforscht die Regularitäten und Irregularitäten der Sprachverwendung sowohl im Form von Inventaren der stilistischen Mittel und Möglichkeiten, z.B. in stilistischen Grammatiken, als auch in der Beschreibung und Interpretation des Stils von Einzeltexten. In der antiken und mittelalterlichen Rhetorik wurde als „Stil“ eine Form der Sprachverwendung angesehen, die sich durch eine bestimmte Art des rhetorischen Schmucks auszeichtete und sich dadurch von der gewöhnlichen Umgangssprache unterschied. Aber zumindest 3 Aspekte des rhetorischen Stilbegriffs wurden in neueren Stilauffassungen aufgegriffen und weiter entwickelt: 1) die Auffassung von Stil als dem Ergebnis einer bewussten Sprachgestaltung; 2) die Auffassung von dem Vorhandensein seiner bestimmten Stilmittel, dei gegenüber der gewöhnlichen Redeweise verfremdend wirken; 3) die Orientierung des Stils an bestimmten Redewerken. In der modernen Stilistik des 20. Jhs. wird auch die Auffassung vertreten, dass sich der sprachliche Stil in den Abweichungen von einer sprachlishen Gebrauchsnorm äußert. Innerhalb der funktionalen Stilistik wird vorausgesetzt, dass es mehrere funktional bedingte Bereiche der sprachlichen Verwendung gibt, in denen bestimmte charakteristische Stilmerkmale dominieren. Die funktionale Stilauffassung betont 2 wichtige Aspekte der Stilistik: 1) den Stilcharakter aller sprachlichen Äußerungen und 2) die Auffassung vom Stil als einer funktional bedingten Wirkungsform der Sprache. Der Stilbegriff der funktionalen Stilistik deckt sich weitgehend mit der Stilauffassung der didaktischen Stilistik, die eine Lehre vom guten, d.h. „angemessenen“ Stil derstellt.
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