Sie stand, zum letzten Mal.
Störrisch fing sie an zu gehen und dann zu rennen, um die letzten Schritte von Max Vandenburg einzuholen. »Liesel, was machst du da?« Sie entkam dem Griff von Rudis Worten und ignorierte die gaffenden Menschen zu beiden Seiten. Die meisten von ihnen waren stumm. Statuen mit klopfenden Herzen. Wie Zuschauer auf der Ziellinie eines Marathonlaufs. Liesel rief wieder, und sie wurde nicht gehört. Haare hingen ihr in die Augen.»Bitte, Max!« Nach vielleicht dreißig Metern, gerade als sich ein Soldat umdrehte, wurde Liesel zu Boden gerissen. Hände schlossen sich von hinten um sie, und der Junge von nebenan brachte sie zu Fall. Er zwang ihre Knie auf die Straße und erduldete die Strafe dafür. Er sammelte ihre Schlag«ein, als wären es Geschenke. Ihre knochigen Hände und Ellbogen riefen nur ein leises Stöhnen hervor. Er nahm die lauten, klobigen Flecken aus Speichel und Tränen auf seinem Gesicht hin, als ob sie ihm das Liebste wären. Die Hauptsache aber war, dass er sie festhalten konnte. Ein Junge und ein Mädchen lagen mit verschlungenen Gliedern auf der Münchener Straße. Sie waren verdreht und angespannt. Zusammen schauten sie den verschwindenden Menschen nach. Sie schauten zu, wie sie sich auflösten, wie menschliche Tabletten in der feuchten Luft.
|