Das Fenster.
Hände auf dem Rahmen. Die Schere der Beine. Aufkommende Füße. Bücher und Seiten und ein glücklicher Ort. Sie zog ein Buch aus dem Regal und setzte sich damit auf den Fußboden. Ist sie zu Hause?, fragte sie sich, aber es kümmerte sie nicht, ob Ilsa Hermann in der Küche Kartoffeln schälte oder auf dem Postamt in der Schlange stand. Oder wie ein Geist über ihr schwebte und betrachtete, was das Mädchen las. Das Mädchen scherte sich nicht mehr darum. Lange Zeit saß sie da und las. Sie hatte ihren Bruder sterben sehen, mit einem wachen Auge und einem, das noch im Traum gefangen war. Sie hatte ihrer Mutter Lebewohl gesagt und in Gedanken ihren einsamen Marsch zurück zum Bahnhof gesehen, nach Hause in die Vergessenheit. Eine Frau aus Draht hatte sich hingelegt, während ihr Schrei durch die Straße lief, bis er zur Seite fiel, wie eine rollende Münze, die an Schwung verliert. Ein junger Mann hing an einem Seil aus Stalingrader Schnee. Sie hatte einen Bomberpiloten in einem Metallkasten sterben sehen. Sie hatte erlebt, wie ein Jude, der ihr zwei Mal die schönsten Seiten ihres Lebens geschenkt hatte, in ein Konzentrationslager getrieben worden war. Und im Zentrum all dessen sah sie den Führer, der seine Worte brüllte und sie herumreichte. Diese Bilder waren die Welt, und es brodelte in ihr, während sie inmitten der schönen Bücher mit ihren manikürten Titeln saß. Es kochte in ihr, während sie die Seiten anschaute, die bis zum Erbrechen voll mit Absätzen und Worten waren.
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