Haare wie Federn, dachte sie.
Nein, Haare wie Geäst. So sahen sie aus, wenn sie nicht gewaschen waren. Halt Ausschau nach Haaren wie Zweige und sumpfigen Augen und einem Splitterbart. Gott, es waren so viele. So viele Paare sterbender Augen und schlurfender Füße. Liesel suchte sie ab, und es war nicht so sehr ein Erkennen von Gesichtszügen, das Max Vandenburg verriet. Es war die Art, wie sich das Gesicht benahm - es betrachtete ebenfalls die Menge. Starr vor Aufmerksamkeit. Liesel fühlte, wie sie innehielt, als sie das einzige Gesicht entdeckte, das die deutschen Zuschauer direkt anblickte. Es prüfte sie mit solcher Entschlossenheit, dass die Leute rechts und links der Bücherdiebin es bemerkten und auf ihn deuteten. »Was guckt der denn so?«, fragte eine männliche Stimme neben ihr. Die Bücherdiebin trat auf die Straße. Noch nie war ihr eine Bewegung so zur Last gefallen. Noch nie war das Herz in ihrer jungen Brust so entschieden und so groß gewesen. Sie trat vor und sagte sehr leise:»Er sucht nach mir.« Ihre Stimme machte sich davon und fiel in ihr hinab. Sie musste sie wiederfinden -hineingreifen, um wieder sprechen zu lernen und seinen Namen zu rufen. Max. »Ich bin hier, Max!«Lauter. »Max, ich bin hier!«Er hörte sie.
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