Die Deutschen liebten es, Dinge zu verbrennen. Geschäfte, Synagogen, Reichstagsgebäude, Häuser, persönliche Gegenstände, die Leichen ermordeter Menschen und natürlich: Bücher. Eine gute Bücherverbrennung war Gold wert - und gab nebenbei all jenen, die eine Schwäche für Bücher hatten, die Gelegenheit, Exemplare zu ergattern, die sie unter normalen Umständen nie in die Hände bekommen hätten. Eine Person mit einer solchen Veranlagung war, wie wir wissen, ein schmalknochiges Mädchen namens Liesel Meminger. Sie hatte zwar 463 Tage warten müssen, aber das war es wert gewesen. Am Ende eines Nachmittags, der jede Menge Aufregung mit sich gebracht hatte, viel herrliche und prächtige Abscheulichkeiten, einen blutigen Fußknöchel und eine Ohrfeige von einer vertrauten Hand, schlug Liesel Meminger ein zweites Mal erfolgreich zu. Das Schulterzucken. Es war ein blaues Buch mit roter Schrift, die in den Einband eingraviert war. Unter dem Titel befand sich, ebenfalls in Rot, das kleine Bild eines Kuckucks. Zurückblickend schämte sich Liesel nicht, dass sie das Buch gestohlen hatte. Im Gegenteil: Das Gefühl, das der Empfindung in ihrem Bauch am nächsten kam, war Stolz -und dann waren da noch Wut und dunkler Hass, der das Verlangen zu stehlen angestachelt hatte. Am 20. April, am Geburtstag des Führers, als sie das Buch unter einem dampfenden Haufen Asche hervorzog, war Liesel ein Mädchen, das aus Dunkelheit erschaffen war.