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Dezember. Sie erinnerte sich genau an das Datum, weil es gerade noch eine Woche bis Weihnachten war.





Wie üblich unterbrach der nächtliche Albtraum ihren Schlaf, und sie wurde von Hans Hubermann geweckt. Seine Hand hielt den schwitzigen Stoff ihres Schlafanzugs fest.»Der Zug?«, fragte er flüsternd.

Liesel bekräftigte es.»Der Zug.«

Sie schnappte nach Luft, bis sie bereit war, und sie fingen an, das elfte Kapitel aus dem Handbuch für Totengräber zu lesen. Kurz nach drei Uhr morgens waren sie damit fertig, und nun blieb nur noch das letzte Kapitel übrig:»Respekt vor dem Friedhof«. Papa, dessen silbrige Augen in seinem von Bartstoppeln übersäten Gesicht vor Müdigkeit geschwollen waren, klappte das Buch zu und erwartete, ein letztes bisschen Schlaf abzubekommen. Es wurde ihm verwehrt.

Das Licht war erst seit ein paar Minuten ausgeschaltet, da sprach Liesel durch die Dunkelheit»Papa?«

Er machte nur ein Geräusch, tief in seiner Kehle.

»Bist du wach, Papa?«

»Ja.«

Sie stützte sich auf einen Ellbogen.»Können wir das Buch fertig lesen? Bitte!«

Ein lang gezogener Atemzug kam, das Kratzen einer Hand auf Bartstoppeln, und dann Licht. Er öffnete das Buch und las:»Kapitel 12: Respekt vor dem Friedhof«.

Sie lasen bis zum frühen Morgen, unterstrichen die Worte, die sie nicht verstanden, schrieben sie auf und blätterten die Seiten um, bis es dämmerte. Ein paar Mal wäre Papa fast eingeschlafen, hätte beinahe der verlockenden Müdigkeit in seinen Augen und dem Welken in seinem Kopf nachgegeben. Aber Liesel erwischte ihn jedes Mal dabei, wobei sie weder die Selbstlosigkeit bewies, die ihm erlaubt hätte einzuschlafen, noch die Frechheit, empört zu sein. Sie war ein Mädchen, das einen Berg besteigen wollte.

Schließlich, als die Dunkelheit draußen aufzubrechen begann, kamen sie zum Ende. Der letzte Absatz lautete wie folgt:

Wir von der Bayerischen Friedhofsvereinigung hoffen, dass wir Sie bezüglich der Arbeit, Sicherheitsmaßnahmen und Pflichten eines Totengräbers informieren und gleichzeitig unterhalten konnten. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Ausübung der hohen Kunst des Beerdigens und hoffen, dass Ihnen dieses Buch dabei eine Hilfe sein wird.

Über dem jetzt geschlossenen Buch wechselten sie einen Seitenblick. Papa sprach.»Wir haben's geschafft, hm?«

Liesel, halb in eine Decke gewickelt, betrachtete das schwarze Buch in ihrer Hand und seine silbernen Buchstaben. Sie nickte mit trockenem Mund und frühmorgendlichem Hunger. Es war ein Moment vollkommener Müdigkeit, weil nicht nur die Arbeit erledigt, sondern auch die Nacht besiegt worden war, die den Weg versperrt hatte.

Papa streckte sich, mit geballten Fäusten und fest zusammengekniffenen Augen. Es war ein Morgen, der nicht wagte, mit Regen aufzuwarten. Sie standen beide auf und gingen in die Küche, und durch den Nebel und den Frost auf den Fensterscheiben sahen sie die rosafarbenen Lichtbalken auf den schneebedeckten Abhängen der Dächer über der Himmelstraße.

»Schau dir diese Farben an«, sagte Papa.

Es ist nahezu unmöglich, einen Mann nicht zu mögen, der Farben nicht nur bemerkt, sondern sie auch anspricht.

Liesel hielt immer noch das Buch in der Hand. Sie packte es fester, als der Schnee orange wurde. Auf einem der Dächer sah sie einen kleinen Jungen sitzen und in den Himmel schauen.»Er hieß Werner«, sagte sie wie beiläufig. Die Worte trotteten aus ihr heraus, ungewollt.

Papa sagte:»Ja.«

In der Schule fanden keine weiteren Leseprüfungen mehr statt, aber Liesel gewann an Selbstvertrauen, und eines Morgens nahm sie vor dem Unterricht ein herrenloses Textbuch zur Hand, um herauszufinden, ob sie es würde meistern können. Sie konnte jedes einzelne Wort lesen, aber ihr Tempo blieb immer noch weit hinter dem ihrer Klassenkameraden zurück. Ihr wurde klar, dass es viel leichter war, auf etwas hinzuarbeiten, als es tatsächlich zu erreichen. Es würde noch eine ganze Weile dauern.

Eines Nachmittags war sie versucht, ein Buch aus dem Regal im Klassenzimmer zu stehlen, aber die Aussicht auf eine erneute Watschen von Schwester Maria war zu abschreckend. Darüber hinaus hatte sie eigentlich nicht wirklich das Verlangen, die Bücher zu stehlen, die in der Schule gelesen wurden. Wahrscheinlich war ihr Versagen im November daran schuld, obwohl Liesel das nicht mit Sicherheit sagen konnte. Sie wusste nur, dass es so war.







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